Das Team der Westfalenpost

Berichterstattung in der Westfalenpost vom 06.08.2007

Hochgehandeltes WP-Team traf die Löcher nicht


Die Bedingungen waren ideal: Zur ersten Minigolf-Stadtmeisterschaft für Freizeitspieler startete am Samtsag bei strahlend-blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen auch ein Team der WP. Die Redakteure Pia Maranca (Neu-Mendenerin) und Stefan Scherer (Sehr-bald-Mendener) traten gemeinsam mit dem freien Fotografen Julian Heitmann (gebürtiger Mendener) in einer Gruppe gegeneinander an. Ein Kampf (fast) bis aufs Blut, in dem die sportlichen Träume nach und nach wie Seifenblasen zerplatzten.

Von Pia Maranca

 

Von Lochkante und echter Kriegsführung

Der Tag des vermeintlichen Triumphs hatte richtig gut angefangen: ein ausgedehntes Frühstück mit Kaffee (der bei der Stadtmeisterschaft nicht unter Doping fällt), ruhen und Kräfte sammeln, ein leichtes Mittagessen.

Auf dem Weg zu den Almterrassen noch einmal die Strategie durchgehen: Die Männer meiner Starterrunde in Sicherheit wiegen, beim Blick auf die Hindernisse ängstlich schauen und leise Sätze wie "Das schaffe ich nie!" fallen lassen - und dann wie Mini-Tiger-Woods persönlich an allen vorbeiziehen.

Das Dreier-Team der Westfalenpost - Kollege Stefan Scherer, der freie Fotograf Julian Heitmann und ich - darf die Stadtmeisterschaft eröffnen. Mit dem Körbchen mit fünf verschiedenfarbigen Golfbällen und einem Schläger für alle geht es mit den denkbar fairsten Voraussetzungen auf die Bahnen. Denkbar fair. Denn schon auf den ersten Bahnen trennt sich die Spreu vom Weizen, also ich von den beiden anderen. Die Bälle knallen vor die Hindernisse, driften an Löchern vorbei und hüpfen sogar aus selbigen wieder heraus. Es ist wie verhext.
Bahn 5, 6 und 7 beende ich jeweils mit sieben Strafpunkten. Bei Bahn 12, dem Vulkan, brodelt es in mir bereits gewaltig. Ich muss die Strategie ändern. Beiläufig erzähle ich eine Geschichte aus dem Jahr 1988, von einem Kindergeburtstag auf der Minigolfbahn. "Das Geburtstagskind Svenja steht hinter mir, als ich fest zum Schlag aushole", sage ich. "Und dann musste sie den Tag über ihr geschwollenes Auge kühlen." Kollege Stefan Scherer zittert leicht, als er den Ball auf den Abschlagpunkt legt. Doch auch die psychologische Kriegsführung ändert nichts an der Tatsache, dass die beiden Herren der Startergruppe Bahn für Bahn weniger Schläge benötigen als ich.

Die Zuschauerin auf Bahn 18, eine ältere Dame, lächelt mitleidig, als mein Ball wieder einmal langsam über den Asphalt eiert. Sie nimmt das Körbchen mit den Bällen und lässt diese nacheinander auf den Boden fallen. Einer hüpft holprig davon. "Alles Kackbälle", sagt sie und fügt mit prüfendem Blick hinzu: "Wenn die einmal Lochkante kriegen, ist es vorbei."

67 Schläge auf 18 Bahnen lautet das Ergebnis, das entspricht einem Durchschnittswert von rund vier Schlägen pro Bahn. In Runde 2 verschlechtere ich mich noch einmal um zwei Punkte. Lochkante, ich hab´s ja gleich gewusst.

Nur das Losglück bleibt mir an diesem Wochenende hold: Ich ziehe eine Trainingsstunde mit Ex-Minigolf-Weltmeister Reinhard Neitzke. Und danach steht sie an, die bitterböse Revanche!

Von Stefan Scherer

 

Von Grimassen und echter

Samba


Für alle, die es noch nicht wussten: Der Abstand zwischen Genie und Wahnsinn ist genauso groß wie der zwischen grenzenlosem Triumph und bitterer Enttäuschung. Die Minigolfstadtmeisterschaft wurde zu einem Ritt auf der emotionalen Achterbahn. Der Tag im Zeitraffer.

Die Vorbereitung: Aufstehen, frühstücken und im Regal zwei Tennispokale zur Seite schieben, damit der erste Minigolf-Siegerpott an exponierter Stelle Platz zur optischen Entfaltung hat. Turnschuhe, Schweißbänder und ein Fußballtrikot müssen schließlich doch der Entscheidung weichen, die Konkurrenz im legeren Straßenoutfit in ihre Schranken zu weisen.
Der Countdown läuft: Ein letztes Glas Wasser vor dem Abschlag. Ein schönes Alster wäre mir lieber gewesen, aber Alkohol ist Doping, weil er in der richtigen Dosierung eine ruhige Hand macht. - Sagt zumindest Ex-Weltmeister Reinhard Neitzke. Kollegin Maranca sitzt gegenüber und kann sich nicht entscheiden, ob sie lieber ein schüchternes "Tu-mir-nicht-weh-ich-bin-doch-ein-Mädchen"-Gesicht aufsetzt oder mir mit selbstherrlichen Blicken Respekt einflößen will.

Jetzt wird es ernst: Das WP-Trio mit Fotograf Julian Heitmann als Drittem im Bunde betritt die Bahn. Der Jungspund darf anfangen, mit einem galanten "Ladies first" lasse ich Pia den Vortritt und schaue mir bei beiden ihre Fehler an, bevor ich den Ball mit einem Schlag einloche.

Der süße Duft des Erfolgs: Dem Ass an Bahn eins folgt eine kleine Unkonzentriertheit an der zweiten Bahn. Bahn drei und vier gelingen wieder mit jeweils einem Ass. Was Brasilianer an den Bundesligaeckfahnen veranstalten, ist Ringelpiez mit Anfassen im Gegensatz zu der Samba, mit der ich den nahenden Sieg auskoste. Pia weiß jetzt nicht mehr, was sie mit ihrem Gesicht anstellen soll und wechselt zwischen blitzendem Hass, Neid und Bedröppeltheit.

Der tiefe Fall eines großen Talents: Die Seifenblasen mit den Werbeverträgen zerplatzen vor dem geistigen Auge, als es an Bahn fünf geht. Dieses verdammte Labyrinth. Eine Sieben! Alles kaputt, alles zerstört - vor allem die Konzentration. Von jetzt an läuft nichts mehr. Die Kollegin heuchelt Mitgefühl und strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Vor lauter Schadenfreude klappt´s bei ihr aber auch nicht mehr. 28 Schläge trennen uns zum Schluss. Die genauen Zahlen bleiben geheim. Auf das Finale hatten wir beide keine Chance.

Die Nachbereitung: Ich stelle die Tennispokale wieder an ihren ursprünglichen Platz.

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